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Förderung des kritischen Denkens bei Kindern und Jugendlichen durch Textarbeit und Erörterungen 

 18‑Sep‑2024

Von  Sabine Gessenich

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In der heutigen Zeit, in der Informationen oft nur oberflächlich aufgenommen und Meinungen schnell durch soziale Medien geformt werden, ist es wichtiger denn je, Kindern und Jugendlichen Werkzeuge an die Hand zu geben, die es ihnen ermöglichen, sich sachlich mit Themen auseinanderzusetzen. In meiner Arbeit mit Jugendlichen im Alter von 10 bis 17 Jahren setze ich auf die Methode der Erörterung, um ihnen zu helfen, Themen differenziert zu betrachten, Pro- und Kontra-Argumente abzuwägen und eine fundierte eigene Meinung zu entwickeln.

Es ist faszinierend zu beobachten, wie begeistert und engagiert die Jugendlichen bei der Sache sind. Sie lernen nicht nur, wie sie ein Thema sachlich beleuchten können, sondern auch, wie sie ihre anfänglichen, oft impulsiven Meinungen hinterfragen und zu fundierten Schlüssen kommen. Im Folgenden werde ich erklären, wie diese Arbeit im Detail abläuft und welche Erkenntnisse sie für die Jugendlichen bereithält.

Die Rolle der Textarbeit in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

Bedeutung der Textarbeit

Textarbeit spielt eine zentrale Rolle in meinem pädagogischen Ansatz. Sie ermöglicht es den Jugendlichen, sich intensiv mit einem Thema auseinanderzusetzen, indem sie Texte lesen, analysieren und hinterfragen. In einer Zeit, in der oft Schlagzeilen oder kurze Social-Media-Posts die Meinung prägen, bietet die Textarbeit einen wertvollen Gegenpol, der die Konzentration auf längere und durchdachte Argumentationsketten fördert.

Die Auseinandersetzung mit Texten hilft den Jugendlichen nicht nur, ihre Lesekompetenz zu verbessern, sondern auch, sich tiefer mit Inhalten auseinanderzusetzen. Texte bieten oft eine vielschichtige Sicht auf ein Thema und können den Zugang zu komplexen gesellschaftlichen, politischen oder kulturellen Fragestellungen eröffnen.

Vorteile für die Jugendlichen

Indem die Jugendlichen Texte lesen und diskutieren, verbessern sie ihre Fähigkeit, Informationen kritisch zu hinterfragen und verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen. Sie lernen, dass es selten nur eine „richtige“ Meinung gibt, sondern dass jedes Thema differenziert betrachtet werden sollte. Die Arbeit mit Texten fördert auch ihre sprachlichen Fähigkeiten und hilft ihnen, Argumentationen klar und verständlich zu formulieren.

Typische Themen und Texte

Die Themen, die wir in den Texten behandeln, kommen oft aus aktuellen gesellschaftlichen Debatten. Themen wie Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit oder die Auswirkungen der Digitalisierung bieten sich an, da sie nicht nur relevant für die Jugendlichen sind, sondern auch viele unterschiedliche Standpunkte ermöglichen. Ein besonderer Reiz besteht darin, dass die Jugendlichen selbst die Themen auswählen können, die sie interessieren. Oftmals nutzen wir auch Posts oder Videos aus den sozialen Medien als Grundlage für die Diskussion, da diese den Jugendlichen besonders vertraut sind.

Der Aufbau einer Erörterung als Struktur für kritisches Denken

Was ist eine Erörterung?

Eine Erörterung ist eine schriftliche oder mündliche Auseinandersetzung mit einem Thema, bei der Pro- und Kontra-Argumente gegeneinander abgewogen werden. Es handelt sich dabei um eine Methode, die vor allem im schulischen Kontext gelehrt wird, aber auch im Alltag von großer Bedeutung ist.

Der Aufbau einer Erörterung ist klar strukturiert:

  1. Einleitung: Hier wird das Thema vorgestellt und die zentrale Fragestellung formuliert.
  2. Hauptteil: Dieser Teil gliedert sich in die Darstellung der Pro- und Kontra-Argumente. Dabei ist es wichtig, dass die Argumente nicht nur oberflächlich genannt, sondern auch durch Beispiele und Belege untermauert werden.
  3. Schluss: Im abschließenden Teil zieht der Autor ein Fazit und legt dar, zu welcher persönlichen Meinung er gelangt ist.

Die Arbeit mit der Erörterungsstruktur

In meiner Arbeit nutzen wir diese Struktur als Rahmen, um ein Thema gründlich zu analysieren. Die Jugendlichen beginnen oft mit einer spontanen Meinung zu einem Thema, die sie aus ihrem Umfeld oder den sozialen Medien übernommen haben. Doch durch die Erörterung lernen sie, ihre Meinung zu hinterfragen und auf sachlicher Ebene zu verteidigen oder zu revidieren.

Ich begleite sie dabei, ihre Argumente zu sortieren und zu strukturieren, sodass sie lernen, wie man eine schlüssige und fundierte Argumentation aufbaut. Sie sind oft überrascht, wie viel tiefer sie in ein Thema eindringen können, wenn sie sich Zeit nehmen, beide Seiten zu beleuchten.

Die Bedeutung der Diskussion: Argumentieren wie in der juristischen Ausbildung

Diskussion als Vorbereitung

Bevor die Jugendlichen ihre Erörterung verfassen, diskutieren wir die Themen ausführlich. Dabei nehmen wir verschiedene Rollen ein – ähnlich wie es in der juristischen Ausbildung gemacht wird. Jeder von uns vertritt eine Position, unabhängig davon, ob es die eigene Meinung ist oder nicht. Das hilft den Jugendlichen, sich in andere Perspektiven hineinzuversetzen und die Argumente der Gegenseite zu verstehen.

Rollenspiele und Perspektivwechsel

Dieser Perspektivwechsel ist besonders wertvoll, denn er fordert die Jugendlichen heraus, sich in andere Ansichten hineinzuversetzen und zu lernen, dass eine Diskussion nicht gewonnen wird, indem man den anderen überredet, sondern indem man sachlich und logisch argumentiert. Die Diskussionen sind lebendig und oft hitzig, aber sie verlaufen stets respektvoll und auf Augenhöhe. Die Jugendlichen erfahren, dass es nicht darum geht, recht zu haben, sondern darum, die bestmögliche Argumentation für ihre Position zu finden.

Der Lernprozess: Sachlichkeit und Differenzierung

Viele der Jugendlichen kommen mit festgefahrenen Meinungen in die Diskussionen, die sie irgendwoher – oft aus den sozialen Medien – übernommen haben. Sie merken schnell, dass diese Meinungen nicht immer auf fundierten Fakten beruhen und oft nur eine Seite des Problems beleuchten. Im Rahmen der Erörterung lernen sie, ihre Meinung zu hinterfragen und sich auch mit den Gegenargumenten auseinanderzusetzen.

Dieser Prozess ist für viele eine Offenbarung: Sie realisieren, dass sie durch eine sachliche und fundierte Analyse zu einer differenzierteren und oftmals auch veränderten Meinung gelangen können. Es fasziniert sie, wie viel es zu einem Thema zu bedenken gibt, und dass die Welt nicht nur aus Schwarz und Weiß besteht, sondern viele Grautöne aufweist.

Beispiele aus der Praxis: Themen, Diskussionen und die Reaktionen der Jugendlichen

Typische Themen und Diskussionen

Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Schüler schlug vor, über das Thema „Sollten Influencer für Werbung an Kinder Verantwortung übernehmen?“ zu diskutieren. Die Jugendlichen brachten schnell eigene Erfahrungen aus den sozialen Medien ein und hatten zu Beginn klare Meinungen. Doch durch die strukturierte Auseinandersetzung mit Pro- und Kontra-Argumenten wurde schnell klar, dass das Thema vielschichtiger war, als sie zunächst angenommen hatten.

Auf der Pro-Seite standen Argumente wie der große Einfluss, den Influencer auf ihre oft jungen Follower haben, und die Verantwortung, die mit einer solchen Reichweite einhergeht. Auf der Kontra-Seite wurde diskutiert, dass Influencer oft selbst noch jung und unerfahren sind und es schwer für sie ist, diesen Einfluss zu kontrollieren. Am Ende führten die Jugendlichen eine spannende Diskussion darüber, wie Werbung in den sozialen Medien geregelt werden sollte.

Erste Meinungen vs. fundierte Analysen

Zu Beginn der Diskussionen neigen die Jugendlichen oft dazu, vorschnelle Meinungen zu vertreten. Doch im Laufe des Prozesses stellen sie fest, dass eine fundierte Analyse des Themas notwendig ist, um wirklich eine durchdachte Position zu entwickeln. Sie sind oft erstaunt darüber, wie sehr sich ihre Meinung ändert oder zumindest differenzierter wird, wenn sie sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen.

Begeisterung und Engagement der Jugendlichen

Die Jugendlichen sind begeistert, wenn sie merken, dass sie durch sachliche Diskussionen und fundierte Argumentationen viel mehr erreichen können, als durch das bloße Nachplappern von Meinungen. Es ist besonders bereichernd zu sehen, wie sie ihre Kommunikationsfähigkeiten verbessern und lernen, ihre Gedanken klar und strukturiert auszudrücken.

Förderung der Selbstreflexion und Meinungsbildung

Die Auseinandersetzung mit Themen durch Erörterungen fördert nicht nur die Fähigkeit, zu diskutieren, sondern auch die Selbstreflexion. Die Jugendlichen lernen, ihre eigene Meinung kritisch zu hinterfragen und sich nicht vorschnell auf eine Position festzulegen. Sie entwickeln die Fähigkeit, ihre Gedanken klar zu strukturieren und auf fundierte Argumente zu stützen.

Der Mehrwert von Erörterungen und Diskussionen für Kinder und Jugendliche

Die Arbeit mit Erörterungen hilft den Jugendlichen, ein tieferes Verständnis für komplexe Themen zu entwickeln und sich eine eigene, differenzierte Meinung zu bilden. Durch die methodische Herangehensweise und die intensive Auseinandersetzung mit Pro- und Kontra-Argumenten lernen sie, kritisch zu denken und ihre Gedanken klar zu formulieren. Diese Fähigkeiten werden ihnen nicht nur im schulischen, sondern auch im gesellschaftlichen Leben zugutekommen.

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