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Wie unterscheidet sich das deutsche Bildungssystem von anderen Bildungssystemen? 

 19‑Nov‑2023

Von  Sabine Gessenich

Die wichtigsten Unterschiede des deutschen Bildungssystems


Frühzeitige Trennung: Das deutsche Bildungssystem trennt Schülerinnen und Schüler frühzeitig in verschiedene Bildungswege. Bereits nach der Grundschule werden Kinder in verschiedene Schultypen aufgeteilt, wie Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Dieses System wird als "dreigliedriges Schulsystem" bezeichnet.

Ein vergleichbares System, das ebenfalls eine frühzeitige Trennung der Schülerinnen und Schüler in verschiedene Bildungswege vorsieht, findet sich in der Schweiz. Die Schweiz verwendet ein sogenanntes "zweigliedriges" Schulsystem. Nach der obligatorischen Grundschulzeit haben die Schülerinnen und Schüler die Wahl zwischen der Sekundarschule und dem Gymnasium. Die Sekundarschule führt zu einer beruflichen oder einer weiterführenden schulischen Ausbildung, während das Gymnasium auf die Matura (das Abitur) vorbereitet, was den Hochschulzugang ermöglicht.

Beide Systeme, das deutsche und das schweizerische, zeichnen sich durch eine relativ frühe Trennung der Schülerinnen und Schüler in verschiedene Bildungswege aus. Dies steht im Kontrast zu anderen europäischen Ländern, die eine längere gemeinsame Schulzeit für alle Schülerinnen und Schüler bevorzugen, bevor sie Entscheidungen über weiterführende Bildungswege treffen.

 Duales Ausbildungssystem: Deutschland ist bekannt für sein duales Ausbildungssystem, bei dem die Schülerinnen und Schüler eine Kombination aus schulischer Bildung und beruflicher Ausbildung erhalten. Dies ermöglicht es den Lernenden, frühzeitig praktische Erfahrungen in Unternehmen zu sammeln.

 Betonung der akademischen Bildung: Das deutsche Bildungssystem legt großen Wert auf akademische Bildung, insbesondere durch das Gymnasium, das auf das Abitur (die Hochschulzugangsberechtigung) vorbereitet. Das Abitur ist Voraussetzung für den Hochschulzugang, und der Hochschulabschluss hat einen hohen Stellenwert in der deutschen Gesellschaft.

 Bundesländergesteuert: Deutschland ist föderal organisiert, und die Bildungspolitik wird weitgehend von den 16 Bundesländern gestaltet. Dies führt zu gewissen Unterschieden und Variationen in den Bildungssystemen der verschiedenen Bundesländer. 


Welches europäische Bildungssystem ist föderal gesteuert, wie das deutsche?


Ähnlich wie das deutsche Bildungssystem sind auch das schweizerische Bildungssystem und das österreichische Bildungssystem föderal gesteuert. Diese Länder haben eine dezentrale Bildungspolitik, bei der die Zuständigkeit für Bildung auf regionaler oder landesweiter Ebene verteilt ist. Hier sind einige Details zu beiden Systemen:

 Schweizer Bildungssystem:

Die Schweiz ist föderal organisiert und besteht aus 26 Kantonen. Jeder Kanton hat die Autonomie, Bildungspolitik und -verwaltung in seinem Hoheitsgebiet zu gestalten.

- Dies führt dazu, dass Bildungspolitik, Lehrpläne und Bildungsstandards von Kanton zu Kanton variieren können. Die Bildungssysteme der verschiedenen Kantone haben jedoch viele Gemeinsamkeiten.

 Österreichisches Bildungssystem:

Österreich hat neun Bundesländer, und die Bildungskompetenz ist zwischen Bund und Ländern aufgeteilt. Die Bundesregierung ist für die Gesetzgebung und Rahmenvorgaben zuständig, während die Länder für die Umsetzung und Ausgestaltung der Bildung verantwortlich sind. Dies führt zu gewissen Unterschieden zwischen den Bildungssystemen der Bundesländer, insbesondere in Bezug auf Lehrpläne und Schulorganisation.

In Deutschland, der Schweiz und in Österreich haben die regionalen Unterschiede in der Bildungspolitik und -praxis dazu geführt, dass es gewisse Variationen in den Bildungssystemen gibt. Dies bedeutet, dass Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Regionen unterschiedliche Schulerfahrungen machen können. Der Vorteil des föderalen Systems ist eine Vielfalt an Lösungsmöglichkeiten, wie mit gemeinsamen Herausforderungen umgegangen wird. Innovationen können regional getestet werden, sodass sich hierdurch die besten Ideen durchsetzen können. Dieser Ausrollprozess findet jedoch meist nicht zufriedenstellend statt. Daher müssen alle bildungspolitischen Akteure bereit sein, voneinander zu lernen und die eigene Bildungspolitik in einem kooperativen Miteinander zu gestalten. 

Kostenfreie Bildung in Europa:

 
Die Kostenfreiheit der Bildung variiert in Europa je nach Bildungsstufe und Land. In Deutschland sind die Grundschulbildung und die allgemeine Hochschulreife in der Regel kostenfrei, und es gibt auch geringe Semesterbeiträge an öffentlichen Hochschulen. Ähnliche Modelle der kostenfreien Bildung existieren in einigen anderen europäischen Ländern. Hier sind einige Länder, in denen Bildung kostenfrei oder weitgehend kostenfrei ist: 

  1. **Schweden:** In Schweden ist die Grundschulbildung und die Sekundarschulbildung (Gymnasium) kostenfrei. Studiengebühren für schwedische und EU-Bürger an staatlichen Hochschulen und Universitäten sind ebenfalls relativ niedrig. 
  1. **Norwegen:** Norwegen bietet eine kostenfreie Grundschulbildung und hat für Studierende aus Norwegen und anderen Ländern in der Regel keine Studiengebühren an öffentlichen Hochschulen und Universitäten. 
  1. **Dänemark:** Dänemark bietet kostenfreie Grundschulbildung und Studierende aus der EU/EEA und der Schweiz zahlen in der Regel keine Studiengebühren an öffentlichen Hochschulen. 
  1. **Finnland:** Finnland hat kostenfreie Grundschulbildung und auch für EU/EEA-Studierende niedrige oder keine Studiengebühren an öffentlichen Hochschulen. 
  1. **Griechenland:** In Griechenland sind die Grundschulbildung und die Hochschulbildung weitgehend kostenfrei für Staatsbürger und EU-Bürger. 
  1. **Slowenien:** Slowenien bietet kostenfreie Grundschulbildung und relativ geringe Studiengebühren für EU-Studierende. 

Es ist wichtig zu beachten, dass die genauen Bedingungen und Regelungen zur Kostenfreiheit der Bildung in den einzelnen Ländern unterschiedlich sein können und sich im Laufe der Zeit ändern können. Studierende sollten sich vor der Einschreibung an einer Bildungseinrichtung über die aktuellen Regelungen und Gebühren informieren. Für Studierende außerhalb der EU/EEA und der Schweiz können in vielen dieser Länder höhere Studiengebühren gelten. 

Welche Vorteile bietet das deutsche Bildungssystem?

 
Das deutsche Bildungssystem bietet mehrere Vorteile, die es in den Augen vieler Menschen attraktiv machen. Hier sind einige der wichtigsten Vorteile: 

  1. Qualitativ hochwertige Bildung: Deutschland ist bekannt für seine qualitativ hochwertige Bildung auf allen Ebenen, von der Grundschule bis zur Hochschulbildung. Dies hohe Qualitätsniveau wird durch strenge Bildungsstandards und Lehrerausbildung gewährleistet. 
  1. Betonung der beruflichen Bildung: Das duale Ausbildungssystem in Deutschland ermöglicht es den Schülern, praktische Fähigkeiten und berufliche Qualifikationen zu erwerben, während sie gleichzeitig eine solide schulische Bildung erhalten. Dies führt zu einer breiten Palette von beruflichen Möglichkeiten und einer niedrigen Jugendarbeitslosigkeit. 
  1. Bildungsmobilität: Das deutsche Bildungssystem ermöglicht es den Lernenden, ihren Bildungsweg zu ändern und verschiedene Qualifikationen zu erwerben, einschließlich der Möglichkeit, nachträglich die Hochschulreife zu erlangen. 
  1. Kostenfreie Bildung: Die Grundschulbildung und die allgemeine Hochschulreife sind in Deutschland in der Regel kostenfrei. Dies bedeutet, dass die Schülerinnen und Schüler keine Studiengebühren zahlen müssen, was den Zugang zur Bildung erleichtert. 
  1. International anerkannte Abschlüsse: Deutsche Bildungsabschlüsse, insbesondere der Bachelor und der Master, werden weltweit anerkannt. Dies erleichtert die internationale Mobilität von Studierenden und Arbeitskräften.

In welchen europäischen Ländern gibt es duale Ausbildungssysteme?


Das duale Ausbildungssystem, das die berufliche Bildung durch eine Kombination von theoretischem Unterricht an Schulen und praktischer Arbeit in Unternehmen oder Betrieben betont, ist in verschiedenen europäischen Ländern verbreitet. Hier sind europäische Länder mit dualen Ausbildungssystemen. Diese Länder haben verschiedene Modelle und Strukturen für duale Ausbildungssysteme entwickelt, aber alle betonen die enge Verbindung zwischen beruflicher Ausbildung und praktischer Erfahrung in der Arbeitswelt. Die genauen Details und Regelungen können jedoch von Land zu Land variieren. 

  1. **Deutschland:** Das duale Ausbildungssystem in Deutschland ist eines der bekanntesten und etabliertesten in Europa. Es ermöglicht Schülern, eine berufliche Qualifikation in verschiedenen Branchen zu erlangen, indem sie sowohl in der Schule als auch im Betrieb lernen. 
  1. **Österreich:** Österreich hat ein duales Ausbildungssystem, das stark dem deutschen Modell ähnelt. Die Schüler erhalten eine Kombination aus schulischer Bildung und praktischer Ausbildung in Unternehmen. 
  1. **Schweiz:** Die Schweiz hat ein ähnliches duales Ausbildungssystem, bei dem die Schüler eine Berufsausbildung in einem Unternehmen absolvieren und gleichzeitig die Berufsschule besuchen. 
  1. **Dänemark:** Dänemark verfügt über ein duales Ausbildungssystem, das als "erhvervsuddannelser" (Berufsausbildungen) bekannt ist. Die Schüler verbringen Zeit in der Schule und im Betrieb. 
  1. **Niederlande:** Die Niederlande haben ein System für duale Bildung und Berufsausbildung, bei dem die Schüler in Unternehmen arbeiten und gleichzeitig schulische Bildung erhalten. 
  1. **Schweden:** Schweden bietet auch ein duales Ausbildungssystem, bei dem die Schüler praktische Erfahrungen in Unternehmen sammeln und die Berufsschule besuchen. 
  1. **Norwegen:** Norwegen hat ein duales Ausbildungssystem, das sich auf berufliche Bildung und Praxis konzentriert. Schüler werden in Unternehmen oder Betrieben ausgebildet und besuchen die Berufsschule. 
  1. **Frankreich:** Frankreich hat das sogenannte "Apprenticeship"-System, das Jugendlichen die Möglichkeit bietet, eine berufliche Qualifikation durch praktische Arbeit in Unternehmen und Berufsschulunterricht zu erlangen.

Welches europäische Land hat die beste Bildungsinfrastruktur?


Es ist schwierig, ein einzelnes europäisches Land als dasjenige mit der besten Bildungsinfrastruktur zu bezeichnen, da die Bewertung der Bildungsinfrastruktur von verschiedenen Faktoren abhängt, darunter die Qualität der Schulgebäude, Lehrmaterialien, Lehrerausbildung, Forschungseinrichtungen und die Verfügbarkeit von Bildungstechnologie. Zudem hat jede Nation ihre eigenen Schwerpunkte und Stärken im Bildungsbereich. 

Einige europäische Länder werden jedoch oft als herausragende Beispiele für eine qualitativ hochwertige Bildungsinfrastruktur betrachtet. Dazu gehören: 

  1. **Finnland:** Finnland wird oft für sein Bildungssystem gelobt, das auf hohe Lehrerqualifikationen, individuelle Betreuung, eine ausgewogene schulische und soziale Entwicklung der Schüler sowie geringen Prüfungsdruck setzt. Die Schulen in Finnland verfügen über moderne Einrichtungen und eine starke Betonung von Lehrerprofessionalisierung. 
  1. **Dänemark:** Dänemark hat eine ausgezeichnete Bildungsinfrastruktur und Schulen mit modernen Ausstattungen. Das Land investiert stark in Forschung und Entwicklung im Bildungsbereich. 
  1. **Schweiz:** Die Schweiz bietet eine qualitativ hochwertige Bildungsinfrastruktur, die von den Grundschulen bis zu den Hochschulen reicht. Die Schweiz hat auch einige der besten Universitäten in Europa. 
  1. **Schweden:** Schweden hat eine fortschrittliche Bildungsinfrastruktur und ist bekannt für seine Investitionen in Bildungstechnologie. Das Land bietet eine breite Palette von Bildungseinrichtungen und -programmen. 
  1. **Niederlande:** Die Niederlande haben gut ausgestattete Schulen und Universitäten, und das Land hat einen hohen Bildungsstandard. Es ist auch für die Verfügbarkeit von Bildung in englischer Sprache bekannt, was internationale Studierende anzieht.

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Bestimmte Unterschiede machen das deutsche Bildungssystem einzigartig und haben Vor- und Nachteile, je nach dem, aus welchem Blickwinkel man es betrachtet. Ein zentraler Vorteil ist die Betonung der beruflichen Bildung und die enge Verzahnung von Theorie und Praxis im dualen Ausbildungssystem, während Kritiker die frühzeitige Trennung der Schülerinnen und Schüler bemängeln, da sie den Bildungsweg und die Zukunft der Schülerinnen und Schüler oft bereits in jungen Jahren festlegt.