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Individuelle Lernunterstützung: Der Schlüssel zu schulischem Erfolg für jedes Kind 

 07. Juli 2024

Von  Sabine Gessenich

Einleitung

In einer zunehmend komplexen und dynamischen Welt ist es entscheidend, dass Schülerinnen und Schüler individuell in ihren Lernzielen unterstützt werden. Die traditionelle Bildungslandschaft, geprägt von generischen Lernmaterialien und einem Mangel an persönlicher Förderung, wird den vielfältigen Bedürfnissen der Lernenden oft nicht gerecht. Besonders seit der Corona-Pandemie treten vermehrt Probleme im Bereich Lesen, Schreiben und Rechnen auf, die eine maßgeschneiderte und flexible Lernunterstützung notwendig machen. Dieser Fachbeitrag beleuchtet die Herausforderungen und Lösungsansätze zur individuellen Lernförderung.

Problemstellung

Viele Schülerinnen und Schüler stehen vor Schwierigkeiten, die durch vorgefertigte Lernlösungen und mangelnde persönliche Unterstützung nicht gelöst werden. Verschiedene Lernstile, Bedürfnisse und Ziele erfordern eine maßgeschneiderte Lernunterstützung, die in der aktuellen Bildungslandschaft oft fehlt. Bereits ab der Grundschule zeigt sich das Problem von generischen Lernmaterialien, und es wird deutlich, dass immer mehr Kinder Lernprobleme haben.

Zahlen und Fakten zur Unterstützung

Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass Kinder, die während der Corona-Pandemie eingeschult wurden, nach den Sommerferien in die 5. Klasse kommen und deutliche Defizite in den Grundkompetenzen aufweisen. Studien belegen, dass etwa 30% dieser Kinder Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben und Rechnen haben. Ein alarmierender Trend ist auch die steigende Anzahl von Schülerinnen und Schülern, die bereits in der Grundschule sitzenbleiben müssen, ohne entsprechende Förderung zu erhalten. Meistens wird nur eine Therapiestunde pro Woche angeboten, die in der Regel privat finanziert werden muss, was viele Eltern überfordert und Lehrende an ihre Grenzen bringt.

Herausforderungen in der Praxis

In der Praxis zeigen sich viele Probleme, die eine gezielte Unterstützung der Lernenden erschweren. Ein Beispiel ist die steigende Anzahl von Kindern mit Teilleistungsstörungen, die lange Zeit unerkannt bleiben. So habe ich in diesem Schuljahr in meiner lerntherapeutischen Praxis herausgefunden, dass drei Kinder, die zuvor als lernschwach eingestuft wurden, tatsächlich Seh- oder Hörprobleme haben, die erst spät erkannt wurden. Diese späte Diagnose wirft die Frage auf, wie effektiv die kinderärztlichen Untersuchungen, die üblicherweise vor Schuleintritt stattfinden, wirklich sind.

Untersuchungen und Diagnosen

Kindärztliche Untersuchungen sind in der Regel Teil der U-Untersuchungen, die von der Geburt bis zum Schulalter stattfinden. U9, die letzte dieser Untersuchungen, erfolgt im Alter von etwa fünf Jahren. Eine regelmäßige und gründliche Überprüfung könnte frühzeitig Lernprobleme identifizieren und gezielte Maßnahmen ermöglichen.

Ein weiteres Problemfeld ist die Zunahme von Diagnosen wie ADS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom) und ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung). Die Zahlen steigen kontinuierlich. Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) hat sich die Diagnosehäufigkeit von ADS/ADHS in den letzten zehn Jahren um etwa 30% erhöht. Auch die Prävalenz von Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) und Dyskalkulie nimmt zu. Laut der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) leiden etwa 5-10% der Kinder und Jugendlichen an LRS und etwa 3-7% an Dyskalkulie.

Kinder mit diesen Diagnosen können normal intelligent sein. Daher ist es nicht gerechtfertigt, sie einfach sitzenbleiben zu lassen, ohne eine gezielte Förderung zu bieten. Eine einzelne Therapiestunde pro Woche reicht oft nicht aus; es bedarf einer umfassenden, mehrstufigen Herangehensweise, um den vielfältigen Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Zudem kann das Sitzenbleiben Kinder auch sozial und emotional zurückwerfen, da sie den Anschluss an ihre Altersgenossen verlieren und sich ausgeschlossen fühlen können.

Lösungsansätze zur individuellen Lernunterstützung

Um den genannten Herausforderungen zu begegnen, sind mehrere Ansätze notwendig:

  1. Früherkennung und regelmäßige Überprüfungen: Durch regelmäßige und gründliche Untersuchungen können Lernprobleme frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt werden.
  2. Maßgeschneiderte Lernmaterialien und individuelle Förderpläne: Es sollten flexible und auf die Bedürfnisse der einzelnen Schüler zugeschnittene Lernmaterialien entwickelt werden. Individuelle Förderpläne können gezielt auf die Stärken und Schwächen der Kinder eingehen.
  3. Fortbildung und Unterstützung der Lehrkräfte und Therapeuten: Lehrkräfte und Lerntherapeuten benötigen kontinuierliche Fortbildungen und Unterstützung, um mit den verschiedenen Lernstörungen und -bedürfnissen umgehen zu können.
  4. Elternarbeit und außerschulische Unterstützung: Eltern sollten in den Lernprozess eingebunden und entlastet werden. Zusätzlich könnten außerschulische Unterstützungsangebote ausgebaut werden, um eine ganzheitliche Förderung zu gewährleisten.

Zusammenfassung

Individuelle Lernunterstützung ist der Schlüssel zu erfolgreichen Bildungswegen für alle Schülerinnen und Schüler. Angesichts der vielfältigen Herausforderungen ist es notwendig, flexible und maßgeschneiderte Ansätze zu entwickeln, die auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Lernenden eingehen. Nur durch eine ganzheitliche und individuelle Förderung können wir sicherstellen, dass alle Kinder die bestmöglichen Chancen auf ihrem Bildungsweg erhalten.

Quellen

  1. Robert Koch-Institut (RKI). "Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS)". Veröffentlicht 2022.
  2. Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP). "Lese-Rechtschreib-Schwäche und Dyskalkulie". Zugriff am 7. Juli 2024.
  3. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). "U-Untersuchungen". Zugriff am 7. Juli 2024.

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