Die emotionale Welt von Kindern verstehen und fördern
Lange Zeit wurden die Gefühle von Kindern oft ignoriert oder heruntergespielt. Aussagen wie „So solltest du dich nicht fühlen“ oder „Das wird schon wieder“ waren leider gängige Reaktionen von Erwachsenen. Doch solche Reaktionen haben oft unbeabsichtigte, weitreichende Konsequenzen. Kinder, deren Emotionen geleugnet oder unterdrückt werden, entwickeln häufig Ängste, Scham, Ressentiments oder innere Verwirrung. Diese inneren Konflikte können nicht nur die emotionale Entwicklung, sondern auch den Lernprozess des Kindes stark beeinträchtigen.
Emotionen sind ein essenzieller Teil des Menschseins – und sie sind niemals „richtig“ oder „falsch“. Der Schlüssel liegt darin, wie wir mit unseren Gefühlen umgehen. Kinder, die lernen, ihre Emotionen zu erkennen, zu verbalisieren und positiv zu verarbeiten, entwickeln entscheidende Lebenskompetenzen, die ihnen helfen, Herausforderungen zu meistern, gesunde Beziehungen aufzubauen und selbstbewusst durchs Leben zu gehen.
Warum emotionale Bildung so wichtig ist
Emotionale Intelligenz – also die Fähigkeit, Gefühle wahrzunehmen, zu verstehen und zu regulieren – ist eine der wichtigsten Kompetenzen, die ein Mensch erlernen kann. Studien zeigen, dass emotional intelligente Menschen nicht nur resilienter gegenüber Stress sind, sondern auch bessere soziale Beziehungen führen, erfolgreicher im Beruf sind und insgesamt glücklicher durchs Leben gehen.
Doch emotionale Intelligenz ist keine angeborene Fähigkeit – sie muss erlernt werden. Und genau hier liegt die Verantwortung bei uns Erwachsenen. Kinder orientieren sich stark an den Verhaltensweisen der Erwachsenen in ihrem Leben. Sie beobachten, wie Eltern, Lehrer und Betreuungspersonen mit ihren eigenen Gefühlen umgehen, und übernehmen diese Verhaltensmuster.
Wenn wir als Erwachsene unsere Emotionen unterdrücken oder destruktiv ausdrücken, vermitteln wir Kindern unbewusst, dass es falsch ist, Gefühle zu haben. Doch wenn wir stattdessen eine gesunde und konstruktive Art des Umgangs mit Emotionen vorleben, geben wir ihnen ein wertvolles Werkzeug an die Hand, das sie ein Leben lang begleitet.
Praxis-Tipps: So unterstützen wir Kinder im Umgang mit ihren Gefühlen
Gefühle benennen und akzeptieren
Der erste Schritt, Kindern zu helfen, ihre Emotionen zu verstehen, besteht darin, diese zu benennen und zu akzeptieren. Sätze wie „Es ist okay, wütend zu sein, aber es ist nicht okay, andere zu verletzen“ helfen Kindern, zu erkennen, dass ihre Gefühle legitim sind, auch wenn ihr Verhalten manchmal angepasst werden muss.
Indem wir Gefühle verbal spiegeln – z. B. „Ich sehe, dass du traurig bist“ – geben wir Kindern die Möglichkeit, ihre Emotionen bewusst wahrzunehmen und zu verarbeiten.
Emotionen durch kreative Aktivitäten verarbeiten
Kinder drücken ihre Gefühle oft nonverbal aus – durch Kunst, Spiel oder Bewegung. Kreative Methoden wie Zeichnen, Malen, interaktives Geschichtenerzählen oder Rollenspiele bieten Kindern eine sichere Möglichkeit, ihre Emotionen zu verarbeiten und zu kanalisieren.
Brettspiele, Puppenspiele oder einfache Gespräche über Geschichten können ebenfalls helfen, komplexe Gefühle wie Wut, Trauer oder Unsicherheit greifbar zu machen.
Nonverbale Signale wahrnehmen
Nicht alle Kinder können ihre Gefühle sofort in Worte fassen. Beobachte die Körpersprache, den Gesichtsausdruck oder die Haltung eines Kindes, um Hinweise darauf zu erhalten, wie es sich fühlt. Oft zeigt sich auch in ihren Spielen oder Kunstwerken, welche Emotionen sie beschäftigen.
Indem du sensibel auf nonverbale Signale eingehst, kannst du Kinder dazu ermutigen, sich dir gegenüber zu öffnen und über das zu sprechen, was sie bewegt.
Empathisch kommunizieren
Kinder brauchen einfühlsame Begleitung, um ihre Gefühle zu verstehen. Vermeide negative Aussagen wie „Kannst du nichts richtig machen?“ oder „Was ist dein Problem?“, da solche Kommentare dazu führen, dass sich Kinder zurückziehen und das Vertrauen in die Kommunikation verlieren.
Einfühlsame Kommunikation bedeutet, Verständnis zu zeigen und Emotionen zu spiegeln. Sätze wie „Es muss schwer für dich sein“ oder „Erzähl mir, was los ist – ich höre zu“ signalisieren, dass ihre Gefühle ernst genommen werden.
Offene Kommunikation fördern
Es ist essenziell, dass Kinder wissen, dass sie über alles sprechen können. Halte die Kommunikationswege offen, indem du aktiv zuhörst, ohne zu urteilen. Aussagen wie „Ich bin stolz, dass du mir davon erzählst“ oder „Du kannst jederzeit zu mir kommen, wenn du etwas auf dem Herzen hast“ schaffen Vertrauen und Sicherheit.
Das richtige Verhalten vorleben
Kinder lernen nicht nur durch Worte, sondern vor allem durch Taten. Wenn wir Erwachsenen mit unseren eigenen Gefühlen verantwortungsvoll umgehen, legen wir den Grundstein für die emotionale Reife unserer Kinder. Dies bedeutet auch, dass wir uns selbst reflektieren und bereit sind, unsere Emotionen authentisch auszudrücken.
Wenn ein Erwachsener beispielsweise ruhig erklärt, warum er sich gerade gestresst oder traurig fühlt, und gleichzeitig zeigt, wie er mit diesen Gefühlen umgeht, vermittelt er wertvolle Lektionen. Kinder erkennen dadurch, dass Emotionen ein natürlicher Teil des Lebens sind – und dass es konstruktive Wege gibt, mit ihnen umzugehen.
Kinder emotional stark machen
Jedes Kind hat das Recht darauf, seine Gefühle ohne Angst vor Verurteilung auszudrücken. Indem wir Kindern zuhören, ihre Gefühle ernst nehmen und sie dabei unterstützen, diese zu verstehen und zu verarbeiten, leisten wir einen entscheidenden Beitrag zu ihrer emotionalen Entwicklung.
Die Welt braucht Menschen, die in der Lage sind, sich selbst und andere zu verstehen. Indem wir die emotionale Intelligenz unserer Kinder fördern, schaffen wir nicht nur eine bessere Zukunft für sie, sondern auch für uns alle.
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