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Konkrete Auswirkungen einer Teilleistungsstörung im visuellen Bereich 

 25‑Apr‑2017

Von  Sabine Gessenich

 

Auch wenn ein normaler Sehtest unauffällig ist, kann durch einen erfahrenen – auf diesen Problembereich spezialisierten – Augenarzt oder klinischen Optometristen festgestellt werden, dass bei einem Schüler das stereoskopische Sehen noch nicht abgeschlossen ist. Diese spezifische Schwäche in der visuellen Wahrnehmung kann weitreichende Folgen haben, die sich in verschiedenen schulischen und alltäglichen Bereichen bemerkbar machen.

Auswirkungen auf das Lernen

Schriftliche Arbeiten und Rechtschreibung

Schüler mit unvollständigem stereoskopischen Sehen haben oft Schwierigkeiten, Buchstaben und Wörter korrekt zu erkennen und zu unterscheiden. Dies führt zu Rechtschreibfehlern und Problemen beim Lesen und Schreiben. Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, dass ein Schüler Schwierigkeiten hatte, zwischen ähnlich aussehenden Buchstaben wie „b“ und „d“ oder „p“ und „q“ zu unterscheiden, was seine Rechtschreibung erheblich beeinträchtigte.

Mathematik und Zahlenverständnis

Im Fach Rechnen kann die visuelle Wahrnehmungsstörung ebenfalls zu Problemen führen. Beispielsweise kann ein Schüler eine vertikale Anordnung von Plättchen korrekt erkennen, hat jedoch Schwierigkeiten, dieselbe Anzahl horizontal auszulegen. Dieses Phänomen zeigt sich in der Praxis, wenn ein Schüler die Anzahl von Objekten in einer geordneten Reihe erkennt, jedoch durcheinander gerät, wenn diese Objekte anders angeordnet werden. Hinzu kommt die Verwirrung, wenn seine Hände etwas Anderes ertasten, als seine Augen sehen. Ein konkretes Beispiel ist ein Schüler, der bei der Aufgabe, fünf Plättchen zu zählen, erfolgreich ist, wenn diese in einer Linie liegen, aber scheitert, wenn die Plättchen zufällig verteilt sind.

Auswirkungen im Sportunterricht und bei der Koordination

Fehleinschätzungen von Entfernungen

Im Sportunterricht können Schüler mit visuellen Wahrnehmungsstörungen Schwierigkeiten haben, Entfernungen korrekt einzuschätzen. Dies kann zu Problemen bei Ballspielen führen, da der Schüler nicht richtig einschätzen kann, wann und wie er den Ball fangen oder werfen soll. Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Schüler, der beim Basketballspiel den Korb immer verfehlt, weil er die Distanz falsch einschätzt.

Zwischenmenschliche Kommunikation und soziale Interaktionen

Missverständnisse durch falsche Einschätzung von Mimik und Gestik

In der zwischenmenschlichen Kommunikation kann es zu Fehleinschätzungen kommen, weil der betroffene Schüler Mimik und Gestik der Anderen falsch interpretiert. Dies führt oft zu Missverständnissen und sozialen Konflikten. Ein Praxisbeispiel zeigt, dass ein Schüler oft als unhöflich wahrgenommen wurde, weil er das Lächeln seiner Mitschüler nicht als freundliche Geste erkannte und entsprechend nicht zurücklächelte.

Pädagogische Maßnahmen und Unterstützung

Anpassung des Lernumfelds

Es ist wichtig für Lehrer zu wissen, dass solche Probleme allein durch eine Störung im visuellen Bereich entstehen können, bei völlig normaler Intelligenz. Der Schüler muss sich aufgrund seiner Einschränkung mehr anstrengen und wirkt deshalb möglicherweise schneller unkonzentriert. Hier ist es wichtig, darauf zu achten, ob die Wahl des Sitzplatzes beziehungsweise ständiger Sitzplatzwechsel einen Einfluss hat. Beispielsweise sollte der Schüler in der Nähe der Tafel sitzen, um eine klare Sicht zu gewährleisten und Ablenkungen zu minimieren.

Information und Rücksichtnahme

Die Information über die Einschränkung des Schülers und eine angemessene Rücksichtnahme aller Beteiligten helfen, das eventuell abweichende Verhalten des Schülers richtig einzuordnen und eine sekundäre Neurotisierung zu verhindern. Lehrer sollten regelmäßig Rücksprache mit den Eltern und dem spezialisierten Augenarzt halten, um den Fortschritt des Schülers zu überwachen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.

Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, dass ein Schüler, der von seinen Mitschülern aufgrund seines scheinbar abweichenden Verhaltens gemobbt wurde, deutlich besser zurechtkam, nachdem seine visuelle Wahrnehmungsstörung erkannt und entsprechende Maßnahmen getroffen wurden. Die Mitschüler wurden informiert und sensibilisiert, wodurch das soziale Klima in der Klasse erheblich verbessert wurde.