ADHS und das verzerrte Selbstbild: Der Teufelskreis negativer Rückmeldung
Die Selbstwahrnehmung und das Selbstwertgefühl von AD(H)S-Betroffenen sind oftmals gestört. Die Grundlage dafür bilden Misserfolge, die zu negativen Rückmeldungen aus dem Umfeld führen. Diese externen Reaktionen verstärken die eigentlichen AD(H)S-Probleme zusätzlich.
- Identitätskonflikt: Ohne eine fundierte Diagnose oder klare Aufklärung verschmelzen die Störungsbilder und das Selbstbild des Patienten.
- Die Eskalationsfalle: Die Neigung, sich in negative Gedanken hineinzusteigern, führt zu einem verminderten Selbstwertgefühl. In Kombination mit Impulsivität und schneller kognitiver Überforderung reagieren Betroffene oft heftig, aggressiv und sozial inadäquat, was unbelastete Situationen eskalieren lässt.
- Missverständnis im Umfeld: Dieses Verhalten führt zu weiterem Unverständnis. Die Umwelt interpretiert die Diskrepanz zwischen Phasen hoher Fokussierung (Hyperfokus) bei Interessengebieten und dem sonstigen Verhalten oft fälschlicherweise als Faulheit.
Der Weg zur Selbstwirksamkeit: Diagnose und Struktur
Der beschriebene Teufelskreis lässt sich nur durchbrechen, wenn die Elemente der multimodalen Therapie Anwendung finden und zunächst eine Diagnose gestellt wird.
- Erleichterung durch Klarheit: Obwohl die Diagnose gesellschaftlich kritisch beäugt wird, kann sie nach langer Suche eine große Erleichterung sein.
- Strategie und Erfolg: Durch gezielte Unterstützung lernen Betroffene, sich zu strukturieren. Wenn sie Leistungen erbringen können, die ihrem Leistungspotential entsprechen, führt dies zu Erfolgserlebnissen, welche das Selbstwertgefühl nachhaltig steigern.
- Identitätsentwicklung: Es ist essenziell, den Betroffenen zu vermitteln, dass es keinen "typischen ADHS-Charakter" gibt. Die gezielte Stärkung der Stärken trägt zu einer gesunden Identitätsentwicklung bei.
Fakten zur Prävalenz
- Häufigkeit: ADHS ist die häufigste psychiatrische Erkrankung des Kindes- und Jugendalters.
- Betroffene: Schätzungen zufolge sind in Deutschland ca. 5 % der Kinder und Jugendlichen (3 bis 17 Jahre) betroffen.
- Verhältnis und Dauer: Die Erkrankung wird bei Jungen etwa viermal häufiger diagnostiziert als bei Mädchen, und bei etwa 60 % der Betroffenen bleiben wesentliche Symptome auch im Erwachsenenalter bestehen.
