.st0{fill:#FFFFFF;}

Positives Selbstbild trotz AD(H)S 

 16. April 2017

Von  Sabine Gessenich

Die Selbstwahrnehmung und die Selbstbeobachtung ergeben die Grundlage für das Selbstbewusstsein, das Selbstbild und das Selbstwertgefühl eines Menschen. Die Selbstwahrnehmung und das Selbstwertgefühl von AD(H)S Betroffenen sind oftmals gestört, da sie von ihrer Umwelt im Falle von Misserfolgen negative Rückmeldungen erhalten, wodurch zu den eigentlichen Problemen des AD(H)S noch weitere hinzukommen. Ohne Diagnose oder bei mangelnder Aufklärung über die Krankheit verschmelzen beim Patienten Störungsbilder und Selbstbilder.

 

Die Neigung, sich in negative Gedanken hineinzusteigern führt auch zu einem verminderten Selbstwertgefühl. Aufgrund des verminderten Selbstwertgefühls und ihrer AD(H)S – bedingten Impulsivität und schnellen kognitiven Überforderung reagieren die Betroffenen oft heftig, aggressiv und sozial inadäquat, was ursprünglich unbelastete Situationen plötzlich eskalieren lässt.

 

 

Dies führt zu weiterem Unverständnis der Umwelt. Dies kann noch verstärkt werden, wenn sich der Betroffene aufgrund seiner Erkrankung in bestimmten Situationen, die ihn besonders interessieren, mehr als andere auf etwas fokussieren kann und diese Diskrepanz dann von der Umwelt nicht verstanden wird, beziehungsweise sein sonstiges Verhalten als Faulheit interpretiert wird.

  
“ADHS ist keine Erkrankung, die man im Laufe des Lebens erwirbt, sondern sie beginnt früh, im allgemeinen vor dem Alter von sechs Jahren.”
  

Prävalenz

Kennzahl der Epidemiologie für die Krankheitshäufigkeit. 

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung) ist die häufigste psychiatrische Erkrankung des Kindes- und Jugendalters. Aktuellen Prävalenzschätzungen zufolge sind in Deutschland ca. 5 % der Kinder und Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren betroffen, wobei die Erkrankung bei Jungen etwa viermal häufiger diagnostiziert wird als bei Mädchen. Bei etwa 60% der Betroffenen bleiben wesentliche Symptome der ADHS auch im Erwachsenenalter bestehen.

 

Eigentlich kommt es hier zu einem regelrechten Teufelskreis, der nur zu durchbrechen ist, wenn die Elemente der auch auf dieser Website beschriebenen multimodalen Therapie Anwendung finden und der Betroffene zunächst mal eine Diagnose erhält (was nach der langen Suche nach Erklärungen für die individuellen Schwierigkeiten eine Erleichterung sein kann, obwohl die Diagnose auf der anderen Seite innerhalb der Gesellschaft kritisch beäugt wird) und durch entsprechende Unterstützung lernt, sich zu strukturieren. Wenn die Betroffenen dann in der Lage sind, Leistungen zu erbringen, die ihrem Leistungspotential entsprechen, haben sie Erfolgserlebnisse, was wiederum den Selbstwert steigert.

 

Sinnvoll ist es sicher auch, den Betroffenen zu vermitteln, dass es einen typischen AD(H)S Charakter nicht gibt und ihre Charaktereigenschaften höchstens am Rande von der AD(H)S Symptomatik beeinflusst sind. Immer nach dem Motto ‚Stärken stärken‘ kann man auf diesem Weg zu einer gesunden Identitätsentwicklung der Betroffenen beitragen.