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Künstliche Intelligenz im Klassenzimmer: Wie KI unser Bildungssystem revolutionieren kann, ohne das eigenständige Denken zu verlieren 

 12‑Sep‑2024

Von  Sabine Gessenich

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KI als Lernpartner: Wie Künstliche Intelligenz das Lernen heute schon unterstützt und eigenständiges Denken fördert

Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) im Bildungswesen ist keine Zukunftsvision mehr, sondern bereits Realität. In meiner Arbeit als Lerntherapeutin, insbesondere im Umgang mit Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) und Dyskalkulie, sehe ich die Chancen und Herausforderungen, die mit dem Einsatz von KI einhergehen. Der Fokus sollte dabei nicht nur auf der Erleichterung des Lernens, sondern auch auf der Förderung des eigenständigen Denkens liegen.

In diesem Beitrag möchte ich aufzeigen, wie KI heute schon als effektives Werkzeug genutzt wird und wie sie das Potenzial hat, das Lernen zu unterstützen, ohne die Eigenständigkeit der Lernenden zu beeinträchtigen.

Aktuelle Einsatzmöglichkeiten von KI in der Lerntherapie

In meiner Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die an LRS oder Dyskalkulie leiden, sehe ich täglich, wie wichtig es ist, auf individuelle Bedürfnisse einzugehen. Herkömmliche Methoden reichen oft nicht aus – hier kommt KI ins Spiel.

Personalisierte Lernprogramme

Ein großer Vorteil von KI ist die Fähigkeit, Lerninhalte an das individuelle Niveau der Lernenden anzupassen. Programme wie „Duden Mentor“ oder „Mathletics“ bieten gezielte Unterstützung, die auf den spezifischen Lernfortschritt der Kinder abgestimmt ist. Dies hilft besonders Lernenden mit LRS oder Dyskalkulie, da sie in ihrem eigenen Tempo lernen können.

Sofortiges Feedback

Lernende mit LRS und Dyskalkulie profitieren enorm von sofortigem Feedback, das KI-gestützte Programme bieten. Diese Rückmeldung in Echtzeit hilft den Kindern, ihre Fehler zu erkennen und direkt zu korrigieren, was das Lernen deutlich effektiver macht und die Motivation stärkt.

KI als Mentor, nicht als Wissensquelle

Ein häufiges Missverständnis beim Einsatz von KI ist, dass sie das Lernen zu sehr vereinfacht und den Lernenden zu passiven Konsumenten macht. Richtig eingesetzt, kann KI jedoch das genaue Gegenteil bewirken: Sie kann Lernende zum aktiven Denken anregen und die Fähigkeit fördern, über das Gelernte nachzudenken und es kritisch zu hinterfragen.

Förderung kritischen Denkens

Programme wie „Socrative“ und „Brainscape“ bieten offene Fragestellungen und regen damit zum Nachdenken an. Lernende müssen eigene Antworten entwickeln, statt einfach nur vorgegebene Antworten anzuklicken.

Eigenverantwortliches Lernen

Adaptive Lernsysteme wie „Photomath“ oder „GeoGebra“ bieten den Schülern die Möglichkeit, in ihrem eigenen Tempo zu lernen. Dies fördert das eigenverantwortliche Lernen und stärkt das Selbstvertrauen – ein wichtiger Faktor für langfristigen Lernerfolg.

Praktische Beispiele aus der Lerntherapie

Um zu verdeutlichen, wie KI im Alltag von Lernenden mit LRS und Dyskalkulie eingesetzt wird, folgen einige praktische Beispiele:

LRS: Spracherkennungssoftware

Programme wie „Dragon NaturallySpeaking“ ermöglichen es Lernenden, mündlich ihre Gedanken zu formulieren, die dann in Text umgewandelt werden. Diese Technologie senkt die Hemmschwelle und hilft besonders Schülern mit LRS, ihre schriftliche Ausdruckskraft zu verbessern.

Dyskalkulie: Mathematische Visualisierungen

Programme wie „Photomath“ erklären mathematische Aufgaben Schritt für Schritt und bieten so eine visuelle Unterstützung, die besonders für Kinder mit Dyskalkulie hilfreich ist.

Was in Deutschland noch fehlt: Lücken in der Implementierung und die Rolle der Inklusion

In Deutschland sind wir im Bereich der KI-gestützten Lernsysteme auf einem guten Weg, aber es gibt noch deutliche Lücken, insbesondere im Hinblick auf unser Schulsystem und die Inklusion. Hier sind die wichtigsten Punkte, die dringend verbessert werden müssen:

Integration von KI in den regulären Unterricht

Derzeit werden KI-gestützte Lernsysteme oft als Ergänzung genutzt. Was fehlt, ist die systematische Integration in den regulären Unterricht. Adaptive Lernsysteme könnten den Unterricht personalisieren und Lehrkräfte dabei unterstützen, individuell auf die Bedürfnisse der Schüler einzugehen.

Individualisierte Förderung in inklusiven Klassen

Im inklusiven Unterricht fehlt es häufig an den Ressourcen, um jedem Lernenden gerecht zu werden. KI könnte hier helfen, indem sie Aufgaben individuell anpasst und so ein inklusiveres Lernen ermöglicht.

Schulungen für Lehrkräfte

Lehrkräfte brauchen mehr Fortbildungen, um KI im Unterricht effizient zu nutzen. Derzeit fehlen praxisnahe Schulungsprogramme, die Lehrern helfen, diese Technologien sinnvoll in ihren Unterricht zu integrieren.

Barrierefreie Lernsysteme

Viele der bestehenden Programme sind nicht vollständig barrierefrei. Lernende mit motorischen oder sensorischen Einschränkungen haben oftmals keinen Zugang zu diesen Technologien, obwohl sie große Vorteile bieten könnten. Hier müssen barrierefreie Systeme entwickelt werden.

Ethik und Datenschutz

Datenschutz ist ein kritischer Punkt bei der Nutzung von KI in der Schule. Es müssen klare Standards entwickelt werden, um sicherzustellen, dass die Daten der Lernenden geschützt und ethisch einwandfrei verarbeitet werden.

Künstliche Intelligenz bietet im Bildungsbereich enorme Chancen, insbesondere für Kinder mit besonderen Bedürfnissen wie LRS und Dyskalkulie. Doch es gibt auch noch viele Herausforderungen, die überwunden werden müssen. Eine systematische Integration in den regulären Unterricht, mehr Schulungen für Lehrkräfte und die Entwicklung barrierefreier und datenschutzkonformer Systeme sind entscheidend, um KI erfolgreich und nachhaltig im Bildungsbereich zu verankern.

Linksammlung


In Deutschland verfügbare Programme

  1. Duden Mentor
    https://mentor.duden.de/
    Vorteile: Speziell für die deutsche Sprache optimiert.
    Nachteile: Premium-Version kostenpflichtig.
  2. GeoGebra
    https://www.geogebra.org/
    Vorteile: Kostenlos, vielseitig, weit verbreitet in Deutschland.
    Nachteile: Eher für fortgeschrittene Lernende.
  3. Dragon NaturallySpeaking
    https://www.nuance.com/de-de/dragon.html
    Vorteile: Präzise Spracherkennung, auch auf Deutsch.
    Nachteile: Teure Lizenzkosten.
  4. Photomath
    https://photomath.com/
    Vorteile: Kostenlos, einfach zu bedienen.
    Nachteile: Beschränkt auf einfache mathematische Aufgaben.

Internationale Programme

  1. Grammarly
    https://www.grammarly.com/
    Vorteile: Umfangreiche Erklärungen zu Grammatikfehlern.
    Nachteile: Keine deutsche Unterstützung.
  2. Mathletics
    https://www.mathletics.com/
    Vorteile: Anpassung an Lernniveau, spielerische Elemente.
    Nachteile: Keine Anpassung an deutschen Lehrplan.
  3. Socrative
    https://www.socrative.com/
    Vorteile: Fördert kritisches Denken.
    Nachteile: Hauptsächlich für Lehrer.
  4. Brainscape
    https://www.brainscape.com/
    Vorteile: Effiziente Wiederholungen, große Themenvielfalt.
    Nachteile: Englischsprachig, Premium-Version erforderlich für einige Funktionen.

Weitere hilfreiche Links

  1. Appliste für den Unterricht – Karin Reber
    https://karin-reber.de/2021/09/01/appliste/
    Eine umfassende Sammlung von Apps, die den Unterricht digital bereichern und den Einsatz von Technologie in der Schule erleichtern können.
  2. Lea Schulz – Digitale Lernhilfen und Unterrichtsideen
    https://leaschulz.com/
    Auf Lea Schulz' Seite finden sich viele innovative Ansätze und Ideen für den Einsatz von digitalen Lernhilfen im schulischen Umfeld.
  3. MUNDO – Bildungsplattform für digitale Lernmaterialien
    https://mundo.schule/
    Eine kostenfreie Plattform, die Unterrichtsmaterialien für alle Schulformen und Fächer bietet und sich perfekt für den Einsatz im digitalen Unterricht eignet.

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