Tipps für Jugendliche und Erwachsene
Was bringt es eigentlich viel zu lesen, wenn man doch eigentlich das Gefühl hat, dass man sich nur an einen Bruchteil des Gelesenen erinnern kann?
Du befindest dich gerade in einer Prüfungsphase und versuchst, so viel wie möglich zu lesen. Vielleicht hast du das Gefühl, Stunden für Stunden in das Erlernen von Dingen zu investieren, die du kurz nach der Prüfung sowieso gleich wieder vergessen hast.
Manchmal lesen wir eigentlich nicht, um zu lernen. Wir haben nur das Gefühl, dass wir durch das Lesen und Erkennen der Wörter etwas lernen. Die Information ist noch kein Wissen und wir täuschen uns, wenn wir glauben, dass sie in unser Gehirn übertragen wurde und dort für immer bleiben wird.
Wie können wir das, was wir gelernt haben, tatsächlich behalten?
Die Antwort ist: Man muss sich Zeit nehmen, um das Gelernte zu verdauen. Wenn du dir nur einmal schnell etwas durchliest, befindet sich die Information in deinem Arbeitsgedächtnis und du wirst sie wahrscheinlich nie wieder aufgreifen. Das ist vor allen Dingen so, wenn dich etwas nicht wirklich interessiert.
Wenn wir etwas nur beiläufig lesen, haben wir zwar das Gefühl, dass die Informationen in uns reinfließen und wir sie verstehen. Es scheint, als ob sie sich reibungslos in einem Ordner sammeln, der in die Regale unseres Gehirns gesteckt wird. Aber eigentlich bleiben sie nicht haften, wenn man sich nicht bemüht, sich konzentriert und bestimmte Strategien anwendet, die einem helfen, sich zu erinnern.
Zusammenhänge herstellen - Inhalte erinnern
So kann man sich zum Beispiel zum Gelesenen Notizen machen oder noch besser: Fragen erstellen. Dazu kommen wir gleich genauer. Zusätzlich ist es sinnvoll, neue Themen in einen Gesamtzusammenhang zu stellen und sich klar zu machen, welche bereits gelernte Inhalte auch dazu gehören.
Mit dieser Technik verstärkt man seine Gehirnverbindungen und die Inhalte bleiben im Langzeitgedächtnis.
Gewöhne dir an, ein paar Stunden nach dem Lernen die Inhalte noch einmal aus dem Gedächtnis heraus durchzugehen. Wenn dir das ohne die Lernunterlagen nicht gelingt, nimm sie gerne noch einmal zur Hand. Versuche dann in einem weiteren Durchgang noch einmal, dich selbst zu erinnern. Je häufiger du Inhalte übst, desto wahrscheinlicher ist es, dass du sie behalten und dich in Zukunft daran erinnern kannst.
Lernen ist der Schlüssel zu einem guten Leben
Deshalb brauchst du eine wirksame Lösung gegen das Vergessen. Wenn wir Bücher lesen, beschäftigen wir uns nicht aktiv mit dem Material. Unsere Augen überfliegen die Worte, und wir verwenden die meiste Zeit und Energie darauf, zu verstehen, was gesagt wird.
Dann, wenn wir das Buch gelesen haben, möchten wir plötzlich, dass dieses Wissen in einem abrufbaren Format zur Verfügung steht. Wir möchten sozusagen auf Knopfdruck in der Lage sein, die Informationen zusammenzutragen, die wir zuvor nur gelernt haben, weil uns irgendwer das aufgetragen hat.
Die Lösung
Wann immer du etwas liest, an das du dich erinnern möchtest, mache dir Notizen. Aber nicht solche, welche die wichtigsten Punkte zusammenfassen. Mache dir stattdessen Notizen, die Fragen stellen.
Wenn du dann ein Buch liest, gehst du die Fragen durch, die du aus den Kapiteln generiert und testest dein Wissen. Dadurch wird dein abrufbares Gedächtnis gestärkt, so dass die Informationen viel leichter zugänglich sind, wenn du sie brauchst.
Anstatt dir Notizen zu machen oder die Worte des Autors in deine eigenen Worte umzuformulieren, stellst du dir Fragen, die dir helfen werden, das Erinnern von Informationen zu üben.
Am Ende jedes Kapitels stellst du dir eine Frage, die die Hauptidee oder wichtige Konzepte, die du dir merken möchtest, zusammenfasst
Hier ein paar Tipps, um diese Übung so praktisch wie möglich zu gestalten
Erstens – übertreibe es nicht. Der Versuch, sich alle möglichen Fakten aus einem Buch ins Gedächtnis zu rufen, wird den Leseprozess so mühsam machen, dass er deine Liebe zum Lesen töten könnte. Eine Frage pro Kapitel ist wahrscheinlich mehr als genug für die meisten Bücher. Bei den meisten Büchern werden wahrscheinlich ein Dutzend Fragen ausreichen, um die großen Punkte und die Hauptthese zu erfassen.
Zweitens - gib Seitenzahlen an, die sich auf die Antwort beziehen. Wenn du einen Punkt vergessen hast, solltest du das überprüfen können. Wenn du weißt, dass die Antwort auf eine wichtige Frage zum Beispiel auf Seite 136 steht, kann dir das viel Zeit sparen.
Drittens – mache es dir einfach. Bei Büchern aus Papier empfehle ich eine Karteikarte, da du wahrscheinlich alle Fragen auf der Vorder- und Rückseite unterbringen kannst. Außerdem funktioniert die Karteikarte auch als Lesezeichen, so dass du später nicht mehr nach deinen Notizen suchen musst. Wenn du einen e-reader verwendest, kannst du die Anmerkungen an entsprechender Stelle im Buch machen.
Fange am besten gleich mit dieser Technik an und du wirst deine Merkfähigkeit und dein Textverständnis enorm verbessern.
Zusammenfassung
Lesen und Verstehen - Was ist das Problem hierbei?
- Man fängt immer wieder von vorne an, ohne den Inhalt zu verinnerlichen
- Man verliert aus dem Blick, warum man diesen Text liest
- Der Inhalt kommt nicht im Kopf an.
- Man wird abgelenkt
Diese Tipps helfen, Gelesenes zu verstehen:
- Den Inhalt des Textes der eigenen Wissenslandschaft hinzufügen
- An bereits bekanntes Wissen anknüpfen
- Eigene Ziele definieren – „Welche Informationen brauche ich und wozu?“
Lesen und behalten - Was ist das Problem hierbei?
- Man liest nur Wörter, statt die Inhalte zu verstehen
- Man kann die Inhalte in keinen Zusammenhang stellen
- Man ist gelangweilt und findet den Text uninteressant
Diese Tipps helfen, Gelesenes zu behalten:
- Inhalte unterstreichen – aber nur die wichtigen!
- Anmerkungen an den Rand schreiben
- Einen Erinnerungsplan zum Inhalt erstellen. Erinnerungspläne sind eine gute Methode, Texte gekürzt und strukturiert festzuhalten. Sie sind einfacher zu erstellen, als ein MindMap, bei dem man vom Platz her sehr eingeschränkt ist. Beim Erinnerungsplan arbeitet man im Querformat, wenn möglich im Format A3, dann hat man mehr Platz. In die Mitte schreibt man das Thema. Ein Stichwort genügt.
- Um das Wort herum ordnet man dann die einzelnen Teile in Form von Stichworten oder auch Skizzen an. Die Details platziert man eher an den Rand. Man braucht keine perfekte Formulierung. Es ist wichtig, genug Platz zwischen den einzelnen Worten zu lassen, damit man weitere Ergänzungen anbringen kann.
- Lerntypgerechte Merkstrategien anwenden. Visualisieren: Bilder zum Gelesenen assoziieren, eigene Anmerkungen schön optisch aufbereiten, farbig markieren, unterstreichen, Umrandungen, am Rand markieren. Mit dem Gehör weiterverarbeiten: Wiedergabe mit eigenen Worten, Gespräche, Diskussion. Struktur geben: Inhalt in kleine Einheiten aufteilen, Reime oder Rhythmus verwenden. Gelesenes ‚begreifbar‘ machen: Modelle erstellen, Beispiele finden, improvisieren, Rollenspiel.
Gelesenes wiedergeben - Was ist das Problem hierbei?
- Man hat sich keine Gedanken gemacht, welche Inhalte des Textes relevant sind
- Man findet die Inhalte unwichtig
- Man schafft es nicht, den Inhalt in einen passenden Kontext zu setzen oder zu abstrahieren
Diese Tipps helfen, Gelesenes wiederzugeben:
- Sich klarmachen, was man mit der Information anfangen kann
- Die eigene Aufgabe definieren
- Sich überlegen, wem die Information hilfreich sein könnte
- Das Gelernte mit anderen besprechen oder es ihnen erklären
Gelesenes im passenden Moment abrufen - Was ist das Problem hierbei?
- Informationsflut
- Zeitmanagement
- Konzentrationsmangel
Diese Tipps helfen, Gelesenes im passenden Moment wieder abzurufen:
- Den eigenen Biorhythmus identifizieren: „Wann bin ich besonders aufnahmefähig?“
- Bewusst lesen
- Feste Lesezeiten einplanen
- Interessante Inhalte (elektronisch) sammeln und entsprechend benennen
Informationen richtig abspeichern
Vielleicht hast du noch nie darüber nachgedacht, welchen Weg Informationen machen, bis sie nachhaltig im Gedächtnis verankert sind. Wichtig sind hierbei die Begriffe Ultrakurzzeitgedächtnis, Kurzzeitgedächtnis und Langzeitgedächtnis. Im Ultrakurzzeitgedächtnis entscheidet sich innerhalb von 20 Sekunden, ob eingehende Informationen weitergeleitet werden. Weitergeleitet wird das, was an bereits Bekanntes anknüpft oder was uns neugierig macht. Im weitesten Sinne das, was es schafft, unsere Aufmerksamkeit in irgendeiner Form zu wecken.
Informationen, die diese „Hürde“ genommen haben, werden für ungefähr 20 Minuten im Kurzzeitgedächtnis gespeichert. Hier ist nur Platz für wenige Einzelinformationen – kommen viele verschiedene Informationen innerhalb kürzester Zeit auf einmal an, liegt es auf der Hand, dass manche davon vergessen werden. Was dir oder deinem Gehirn unwichtig erscheint, geht an dieser Stelle verloren. Informationen, die den Weg ins Langzeitgedächtnis genommen haben, werden dort für sehr lange Zeit gespeichert, wenn sie häufig genug wiederholt beziehungsweise abgerufen werden.
Diese Tipps helfen, Informationen richtig abzuspeichern
- Aufmerksamkeit ausrichten
- Anknüpfungspunkte finden
- Informationen strukturieren
- Inhalte wiederholen
- Pausen zwischen den Wiederholungen machen
Konzentriert arbeiten
Sorge dafür, dass deine äußere Umgebung frei von Ablenkungen ist. Schalte die Benachrichtigungsfunktion deines Telefons aus und lasse dich nicht unterbrechen. Auch wenn dir ein zu lesender Text langweilig erscheint, schalte deinen Verstand ein und sage dir, dass du diesen Text jetzt lesen musst. Nicht, weil es Dir jemand sagt, sondern, weil es für dich wichtig ist. Nach und nach wirst du so Motivation und Willenskraft aufbauen und selbstbestimmt lernen. Durch die entsprechende Disziplin wirst du nach und nach ablenkende Gedanken überwinden. Konzentration baut sich schrittweise auf. Anfangs ist es okay, wenn du es schaffst, dich 20 Minuten zu konzentrieren und dann eine 5-minütige Pause zu machen. Nach der Pause kommen wieder 20 Minuten und so weiter. Nach mehreren Wochen wirst du so in der Lage sein, dich für eine Stunde zu konzentrieren, bevor du die nächste Pause brauchst.
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