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Bildungspolitik und Praxis: Warum Innovation von unten kommt 

 28. November 2024

Von  Sabine Gessenich

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Bildung ist die Grundlage für unsere Gesellschaft, und doch zeigt sich gerade hier eine oft frustrierende Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Politische Diskussionen über Bildung sind allgegenwärtig – von der Digitalisierung über Chancengleichheit bis hin zur Modernisierung der Lehrpläne. Doch wer den Alltag in Schulen kennt, weiß, dass diese Diskussionen oft weit von der Realität entfernt sind.

Die Digitalisierung wird gefeiert, während in vielen Schulen die Internetverbindung kaum ausreicht. Kreative Ansätze werden gefordert, doch Lehrkräfte kämpfen täglich mit starren Vorgaben und fehlenden Ressourcen. Was bleibt, ist eine Kluft zwischen Theorie und Praxis, zwischen politischen Visionen und den Bedürfnissen vor Ort. Genau an diesem Punkt beginnt meine Arbeit – und die Überzeugung, dass echter Wandel nicht von oben, sondern von unten kommt.

Warum echte Innovation in den Schulen beginnt

Veränderung braucht Nähe. Die besten Ideen entstehen nicht in Sitzungsräumen, sondern dort, wo Bildung lebt: in Klassenzimmern, auf Pausenhöfen, in Gesprächen zwischen Lehrkräften und Schüler:innen. Schulen sind keine Orte, die von außen gestaltet werden können; sie sind lebendige Systeme, die von den Menschen geprägt werden, die sie täglich erleben.

In meiner Arbeit sehe ich immer wieder, wie Innovation dort gelingt, wo Menschen mit Herz und Engagement handeln – unabhängig von politischen Vorgaben. Ob eine Lehrkraft, die mit begrenzten Mitteln ein digitales Projekt startet, oder eine Schule, die kreative Lernräume schafft: Die besten Lösungen entstehen aus der Praxis. Diese Überzeugung treibt mich an, Schulen und Lehrkräfte direkt zu unterstützen und gemeinsam mit ihnen Konzepte zu entwickeln, die in ihrem Alltag funktionieren.

Erfolgsmodelle: Beispiele aus der Praxis

  1. Digitale Kreativwerkstatt für Grundschüler:innen
    In Rheinland-Pfalz wurde der Schulcampus RLP als zentrale Lernplattform etabliert, die vielfältige digitale Angebote und Materialien bündelt. Dazu gehören unter anderem eine datenschutzkonforme Videokonferenzlösung, eine Mediathek, die Messenger-App Schulchat RLP oder das digitale Bücherregal. Diese Plattform ermöglicht es Schulen, digitale Kreativwerkstätten einzurichten, in denen Schüler:innen mit Tablets und anderen digitalen Werkzeugen eigene Projekte gestalten können.
  2. Mathematik durch Gamification erlebbar machen
    Einige Schulen in Rheinland-Pfalz haben Gamification-Ansätze in den Mathematikunterricht integriert, um das Lernen spielerischer und motivierender zu gestalten. Beispielsweise wurden digitale Schnitzeljagden entwickelt, bei denen Schüler:innen mathematische Rätsel lösen müssen, um ans Ziel zu gelangen. Solche Methoden fördern nicht nur das Verständnis, sondern auch die Freude am Fach.
  3. Leseförderung mit digitalem Storytelling
    Das Leuchtturmprojekt Digitalisierung in der Lehrkräfteausbildung Rheinland-Pfalz hat das Konzept des digitalen Storytellings im Deutsch- und Fremdsprachenunterricht eingeführt. Dabei erstellen Schüler:innen multimediale Erzählungen, die Bilder, Videos, Texte, Geräusche und Musik kombinieren. Diese Methode fördert nicht nur die Lesekompetenz, sondern auch die Medienkompetenz und Kreativität der Kinder.
  4. Inklusive Projekte mit nachhaltigem Fokus
    In Rheinland-Pfalz wurden zahlreiche Schulen mit der Plakette „Nachhaltige Schule“ ausgezeichnet, weil sie Projekte zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) erfolgreich umgesetzt haben. Beispielsweise legen Schüler:innen Schulgärten an, betreiben nachhaltige Schülerfirmen oder führen Projekte zum Klimaschutz durch. Diese Aktivitäten fördern ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und ermöglichen inklusives Lernen.
  5. Roboter programmieren, um die Welt zu entdecken
    Das RoboLab-Projekt in Rheinland-Pfalz bringt Schüler:innen das „Making“ und „Coding“ näher. Mit digitalen Werkzeugen gestalten sie eigene Roboter und lernen, diese zu programmieren. Solche Projekte fördern technisches Verständnis und Kreativität und bereiten die Kinder auf die digitale Zukunft vor.

Warum die Politik oft scheitert

Trotz aller Fortschritte bleibt die Frage, warum politische Reformen so oft an der Realität vorbeigehen. In meiner eigenen Arbeit in politischen Gremien habe ich wiederholt erlebt, wie bürokratische Prozesse Innovation ausbremsen. Einige zentrale Probleme:

  • Langsame Umsetzung: Selbst gute Ideen benötigen Jahre, um in den Schulen anzukommen. Bis dahin haben sich die Bedürfnisse längst geändert.
  • Fehlende Partizipation: Schulen und Lehrkräfte, die täglich mit den Herausforderungen umgehen, werden oft nicht in Entscheidungen einbezogen.
  • Kurzfristige Maßnahmen: Viele Reformen sind auf schnelle Erfolge ausgerichtet, ohne die langfristige Wirkung zu bedenken.

Diese Erfahrungen haben mich dazu bewogen, meinen Fokus auf die direkte Arbeit mit Schulen zu legen. Denn hier, in der Praxis, werden Ideen nicht nur diskutiert, sondern umgesetzt.

Was Bildungspolitik von der Praxis lernen kann

Die Politik könnte viel von der Innovationskraft lernen, die Schulen täglich zeigen. Einige Schritte, die eine bessere Zusammenarbeit ermöglichen könnten:

  1. Partizipation stärken: Schulen, Lehrkräfte und Schüler:innen sollten aktiv in Entscheidungen eingebunden werden. Ihre Perspektiven sind entscheidend, um praxistaugliche Lösungen zu entwickeln.
  2. Freiräume schaffen: Weniger Bürokratie und mehr Flexibilität würden Schulen ermöglichen, eigenständig innovative Ansätze zu testen.
  3. Nachhaltig planen: Bildungspolitik muss langfristig denken, um Konzepte zu schaffen, die über Legislaturperioden hinaus wirken.

Auch wenn Reformen notwendig sind, liegt die wahre Kraft in der Praxis. Es sind die Menschen vor Ort, die Bildung lebendig machen – mit Mut, Kreativität und Herz.

Ein Aufruf zum Handeln

Echte Innovation entsteht, wenn wir nicht nur von Veränderung sprechen, sondern sie gemeinsam gestalten. Schulen haben das Potenzial, Vorreiter zu sein – wenn wir ihnen die Freiheit und Unterstützung geben, die sie brauchen.

Ich lade alle ein, die an Bildung glauben, Teil dieses Prozesses zu werden. Lassen Sie uns gemeinsam die Brücken bauen, die Bildungspolitik und Praxis verbinden. Es braucht nicht nur Visionen, sondern den Mut, sie umzusetzen – Schritt für Schritt, in kleinen Projekten, die Großes bewirken können.

Bleiben Sie inspiriert


Dieser Beitrag zeigt, wie Innovation in den Schulen beginnt und was Bildungspolitik von der Praxis lernen kann. In den kommenden Wochen werde ich weitere Beispiele und Konzepte teilen, die zeigen, wie wir Bildung lebendig gestalten können – mit kreativen Ansätzen, modernen Methoden und einem klaren Fokus auf die Menschen, die Bildung täglich leben. Bleiben Sie gespannt.

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