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Beeinflussung des Lernprozesses durch AD(H)S 

 15. Februar 2017

Von  Sabine Gessenich

Die Herausforderung verstehen: Warum das AD(H)S-Gehirn anders lernt

Bei Kindern und Jugendlichen mit AD(H)S funktioniert die Reizfilterung anders. Das Gehirn nimmt eine Fülle an Reizen auf, was schnelles, gezieltes Denken und Handeln erschweren kann. Typische Folgen sind Konzentrationsschwäche, leichte Ablenkbarkeit und Schwierigkeiten beim Starten und Beenden von Aufgaben.

  • Der Fokus fehlt: Die Reizüberflutung verhindert, dass Informationen lange genug verarbeitet und im Langzeitgedächtnis verankert werden können.

  • Schlaf und Speicherung: Da das AD(H)S-Gehirn auch nachts anders arbeitet (was manchmal durch stimulierende Medikamente verstärkt wird), fehlt die nötige Sortierung der Informationen. Wiederholung und Struktur sind hier der Schlüssel zur Automatisierung.

  • Motivation: Ein Mangel an Botenstoffen kann dazu führen, dass das körpereigene Belohnungssystem nur schwer in Gang kommt. Erfolge müssen daher bewusst gefördert werden.

Die Lernstrategie anpassen: Von der Schwäche zur Stärke

Die typischen Flüchtigkeitsfehler, Vergessen von Aufgaben und das Verlegen von Unterlagen entstehen nicht aus Faulheit, sondern aus Wissensdefiziten aufgrund der Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsschwäche. Eine angepasste Begleitung ist hier entscheidend:

  1. Visuelle und Akustische Unterstützung: AD(H)S-Betroffene haben oft eine Schwäche in der akustischen Wahrnehmung. Klare Kommunikation ist daher unerlässlich. Visuelle Hilfsmittel (wie eine ablenkungsfreie Leseschablone) können die Überforderung reduzieren.

  2. Lese-, Schreib- und Rechen-Herausforderungen: Die Schwierigkeiten bei der Wahrnehmung und Speicherung führen häufig zu Legasthenie/LRS (da die Sprachstruktur nicht korrekt wahrgenommen wird) und Dyskalkulie (hier fehlen oft Vorläuferfähigkeiten und Konzentrationsfähigkeit).

  3. Die Stärken nutzen: Im Gegensatz dazu bietet das Fach Mathematik durch seine festen Regeln oft einen klaren Rahmen, in dem sich Betroffene gut zurechtfinden können.

Handlungsimpulse: Gezielte Unterstützung und Unterrichtsgestaltung

Das impulsive und überschießende Verhalten erfordert eine Begleitung, die auf Steuerung und Selbstregulierung abzielt:

  • Bewegung als Booster: Regelmäßige Bewegung und Sport fördern die Botenstoffbildung, verbessern die Konzentration und reduzieren die Hyperaktivität.

  • Klare Struktur: Die Fehler von Anfang an als Chance nutzen, um die Besonderheiten der Orthografie nahezubringen, anstatt falsche Gewohnheiten im Langzeitgedächtnis zu verankern.

Diese Kenntnisse über das AD(H)S-Gehirn sind die Grundlage, um effektive Lernstrategien zu entwickeln und die individuellen Potenziale Ihres Kindes zu entfalten.